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Von der Schokolade zum Sieg - Wie ich über Wasser, Land und durchs Leben meine Passion fand
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Veröffentlicht: 23. April 2024

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Schon mit fünf Jahren wagte ich mich ins kalte Wasser des Stausees Oberwartha – nicht aus einer besonderen Leidenschaft fürs Schwimmen, sondern für eine Tafel Schokolade. Meine Mutter versprach mir eine Tafel, wenn ich eine bestimmte Strecke im Wasser schaffte. Ein kleiner Anfang, der meine gesamte sportliche Laufbahn prägen sollte. In der ersten Klasse wurde ich für ein Sichtungstraining ausgewählt, was den Beginn einer Karriere im Schwimmsport markierte.

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Mein Zwillingsbruder und ich wurden ins Trainingszentrum der HSG TU Dresden aufgenommen. 1982 folgte für mich die Delegierung zur Kinder- und Jugendsportschule sowie zum SC Einheit Dresden. Trotz meiner späten körperlichen Entwicklung im Vergleich zu anderen Schwimmern blieb ich bis 1987 in dem Leistungssport aktiv. Zwar blieben die großen Erfolge aus, doch der Sport forderte mich täglich: meistens drei Trainingseinheiten und dazwischen Schule. Mein strenger und cholerische Trainer, der mir oft den Spaß am Schwimmen raubte, prägte diese Zeit. Es war eine Periode des Zwangs und der Pflichterfüllung. Der Leistungssport hat mich dennoch positiv geprägt und mir Disziplin, Durchhaltevermögen und den Wert harter Arbeit beigebracht.

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Der Höhepunkt meiner leistungssportlichen Laufbahn war die Teilnahme an der DDR-Meisterschaft 1986, bei der ich im Vorlauf gegen Weltklasseschwimmer wie den Europameister Sven Lodziewski antreten konnte. Nach elf Jahren in der Schule erreichte ich meinen Oberschulabschluss und konnte mich vom Leistungsschwimmen verabschieden. Der Wechsel zum Fußball war eine Befreiung. Als Torwart in der Bezirksliga (damals 3. Liga) lebte ich meine schon immer gefühlte Leidenschaft für diesen Sport.

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Jahre später, 2014, fand ich im Laufen ein neues Hobby und absolvierte 2015 meinen ersten Marathon. Das Schwimmen war in Vergessenheit geraten, bis ich 2019 aufgrund einer Achillessehnenverletzung nach alternativen Trainingsmöglichkeiten suchte. Bei einem spontanen Schwimmversuch stellte ich fest, dass ich das Schwimmen immer noch gut beherrschte.

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Schon seit 2017 entwickelte ich mich im Bereich Sport beruflich weiter und arbeitete inzwischen als Lauf- und Nordic-Walking-Trainer. Nach der Corona-Pandemie kamen die ersten Anfragen, ob ich meine Kenntnisse als ehemaliger Leistungsschwimmer nicht auch an meine Sportler weitergeben könnte. Als die Schwimmhallen wieder öffneten, begann ich regelmäßig zu schwimmen, zunächst ohne konkretes Ziel. Es war eine angenehme Abwechslung zum Laufen, bei dem mich immer wieder Verletzungen plagten. Mich fasziniert heute vor allem die Schwerelosigkeit im Wasser, durch die ich mein Körpergewicht nicht spüre. Beim Schwimmen kann ich völlig für mich sein, in einer anderen Welt, und die Effektivität des Trainings ist beeindruckend – ein Krafttraining ohne Gewichte.

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Der Wendepunkt kam im Sommer 2022. Nachdem ich den Ironman Hamburg als Zuschauer erlebt hatte, entschied ich mich spontan, am Schlosstriathlon Moritzburg teilzunehmen. Überraschend stieg ich nach dem Schwimmen als 13. aus dem Wasser. Das Ergebnis spornte mich an und weckte den Ehrgeiz in mir. Durch Zufall erfuhr ich von der Deutschen Mastersmeisterschaft 2023 im Schwimmen in Dresden. Endlich hatte ich ein konkretes Ziel vor Augen. Mit gezieltem Training und neuer Motivation bereitete ich mich intensiv auf den Wettkampf vor. Ich hatte erstmalig im Alter von 53 Jahren Spaß am Schwimmen. Der Wettkampftag war da, und ich fühlte mich bereit und auch in die Vergangenheit versetzt. Mit jeder geschwommenen Bahn spürte ich, wie gut mir das Wettkampfschwimmen tat. Am Ende standen zwei vierte Plätze unter den besten Schwimmern Deutschlands in meiner Altersklasse. Das war für mich sensationell.

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Diese Reise zeigt, dass es nie zu spät ist, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und seine Leidenschaft wiederzuentdecken. Manchmal braucht es nur ein Ziel, die Aufarbeitung der Vergangenheit und den richtigen Moment, um wieder voll durchzustarten.

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Mir ist es eine Freude, dass ich meinen Sportlern jetzt als Schwimmtrainer mein Fachwissen und die Leidenschaft für das Schwimmen weitergeben kann. Die jahrelange Tätigkeit im Leistungssport und meine persönlichen Erlebnisse haben mich gelehrt, wie wichtig es ist, eine positive und unterstützende Trainingsumgebung zu schaffen. Ich möchte meinen Sportlern nicht nur die Techniken und Fähigkeiten des Schwimmens beibringen, sondern auch die Freude und Begeisterung für den Sport vermitteln, die ich selbst durch meine Reise zur Deutschen Mastersmeisterschaft wiederentdeckt habe. Es ist ein Privileg für mich, diese Leidenschaft mit anderen zu teilen und sie auf ihrem eigenen sportlichen Weg zu begleiten.

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Viel Spaß beim Schwimmen wünscht Euer 

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Dirk Püschmann​

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